Rückenfigur
Das Motiv der Rückenfigur hat eine lange Tradition in der Malerei. Wurde der Zusammenhang mit dem homodiegetischen Erzähler (Literatur/Fiktion) und der third-person-perspective (Computerspiel/Ludologie) schon untersucht?
Wildes Sammelsurium und Notizen zur Ästhetik des Virtuellen
Das Motiv der Rückenfigur hat eine lange Tradition in der Malerei. Wurde der Zusammenhang mit dem homodiegetischen Erzähler (Literatur/Fiktion) und der third-person-perspective (Computerspiel/Ludologie) schon untersucht?
Mise en abyme ist ein Bild, das sich selber enthält. Wenn ein Bild eine virtuelle Umgebung aufspannt, dann ist ein Mise en abyme eine Referenz in sich selbst (semiotische Tautologie?).
Als Überbegriff besteht die Autoreflexivität, die insbesondere in der Postmoderne auftritt. Besteht bei VR ein ähnliches Konzept der Selbstreflexion? Wenn ja, wie könnte dieses aussehen?
Of course it is happening inside your head, Harry, but why on earth should that mean it is not real.
Harry Potter and the Deathly Hallows (Rowling 2007: 579)
Die kulturtheoretische Analyse von VR ist derzeitig von Technologie getrieben. Das bedeutet, dass bei jeder neuen Generation an VR-Geräten eine neue Untersuchung ansetzen muss, um die spezifischen Eigenheiten des jeweiligen Geräts auf seine kulturelle Bedeutung hin näher beleuchten.
Dass dieser Ansatz nicht zweckdienlich ist, liegt auf der Hand. Was also benötigt wird, ist ein Analyserahmen, der jede technische Möglichkeit auch zukünftig abbilden kann.
Zugespitzt könnte man formulieren:
VR hat auf der einen Seite wenig kulturelle Fundierung (was in dieser Form möglicherweise kein Manko sein muss: wenig kulturelle Fundierung bedeutet im Umkehrschluss auch wenig kulturelle Formatierung, die es aus produktionsästhetischer Perspektive zu beachten gilt), allerdings sehr große technische Beschränkungen.
Literatur hingegen ist der Kulturprozessor der Neuzeit, hat also eine breite Kulturgeschichte, auf die zurückgegriffen werden kann, die aber andererseits auch Beachtung braucht. Die technischen Beschränkungen der Literatur im Hinblick zur Weltgestaltung sind dagegen ungleich breiter und lassen sich im Zwischenraum von Wortschatz und Kultur verorten.
Damit kann ein technisches Problem auf ein semiotisches Problem reduziert werden.
Es gibt eine Menge Türen nach Phantasien, mein Junge. Es gibt noch mehr solche Zauberbücher. Viele Leute merken nichts davon. Es kommt eben darauf an, wer ein solches Buch in die Hand nimmt.
Die unendliche Geschichte (Ende 1979: 427)
Der Akt des Aufsetzen/Ablegen der VR-Headsets ist bisher noch nicht näher kulturgeschichtlich untersucht worden. Eventuell lässt sich hier mit den Begriffen der Transzendenz, des Fetischs (im Freud'schen Sinne) und dem Ritual arbeiten.
Transzendenz: Übergang zwischen zwei Welten (Literatur kann als transzendentes Medium aufgefasst werden)
Ist das eigentlich ein performatives Ereignis?
Je länger die Auseinandersetzung mit VR, imaginären Welten und Fiktion dauert, umso deutlicher wird der Bedarf nach einem Terminus, der die physikalische Welt genau von allen anderen Welten abgrenzt. Gemeint ist hierbei jene Lebenswelt, die gemeinhin als “reale” Welt bezeichnet wird.
Dass “real” allerdings keine zufriedenstellende Bezeichnung für diese Entität ist, liegt auf der Hand, weil imaginäre Welten ebenfalls als real angesehen werden und letztendlich jede Welt in der Imagination des Rezipienten erschaffen wird (Stichwort: mentales Modell).