Warum ist Literatur geeignet, um VR zu analysieren?
Die kulturtheoretische Analyse von VR ist derzeitig von Technologie getrieben. Das bedeutet, dass bei jeder neuen Generation an VR-Geräten eine neue Untersuchung ansetzen muss, um die spezifischen Eigenheiten des jeweiligen Geräts auf seine kulturelle Bedeutung hin näher beleuchten.
Dass dieser Ansatz nicht zweckdienlich ist, liegt auf der Hand. Was also benötigt wird, ist ein Analyserahmen, der jede technische Möglichkeit auch zukünftig abbilden kann.
Zugespitzt könnte man formulieren:
VR hat auf der einen Seite wenig kulturelle Fundierung (was in dieser Form möglicherweise kein Manko sein muss: wenig kulturelle Fundierung bedeutet im Umkehrschluss auch wenig kulturelle Formatierung, die es aus produktionsästhetischer Perspektive zu beachten gilt), allerdings sehr große technische Beschränkungen.
Literatur hingegen ist der Kulturprozessor der Neuzeit, hat also eine breite Kulturgeschichte, auf die zurückgegriffen werden kann, die aber andererseits auch Beachtung braucht. Die technischen Beschränkungen der Literatur im Hinblick zur Weltgestaltung sind dagegen ungleich breiter und lassen sich im Zwischenraum von Wortschatz und Kultur verorten.
Damit kann ein technisches Problem auf ein semiotisches Problem reduziert werden.