Liminalität und liminal spaces
Seit ein paar Monaten liegt ein Lesezeichen in meinem mobilen Browser mit einem Begriff, den ich mir “demnächst mal anschauen sollte”. Aus dem “demnächst” wurden dann doch ein paar mehr Tage, als ursprünglich gedacht, aber an diesem Mittwoch um 22:21 Uhr setze ich zumindest mal hin, um zumindest einen kurzen Eintrag hier zu machen. Es soll heute um Liminal Spaces gehen. Eine gute erste Einführung gibt das Aesthetics Wiki hier: Liminal Space
Mit ›Liminal Spaces‹ sind alle Zwischenräume (Aristoteles lässt grüßen!) gemeint, die vornehmlich als Transiträume genutzt werden. Insbesondere wenn diese Räume dann menschenleer sind, stellt sich eine besondere Atmosphäre ein, die nur ansatzweise mit ›uncanny‹ (vgl. uncanny valley) zu umschreiben ist. Vielmehr gibt der Raum auch eine Ahnung davon, was sich in ihm abgespielt hat und sich womöglich abspielen könnte.
Als Mensch, der sich auch mit Audio auseinandersetzt, würde ich auch aussagen, dass mit Liminal Spaces eine besondere Akustik verbunden ist. Diese Akustik würde ich mit ›empfindlich‹ umschreiben: Leere Liminal Spaces sind stille Orte, die jedoch sehr schnell auf den kleinsten Tonimpuls reagieren. Die Nachhallzeiten sind lange und die Impulsantwort des Raumes mitunter schrill. Begeht man als einzelnes Individuum einen Liminal Space, dann stellt sich automatisch das Gefühl ein, dass man nicht zu viel Lärm verursachen sollte – eine atmosphärische Charakteristik, die an einen Sakralbau erinnert.
Update (28. Juli 2022):
Ein wunderbarer Artikel zum Liminalen findet sich auch hier. Herzlichen Dank an Daniel für den Tipp!
Update (14. Juli 2023)
Habe eine Fußnote zu den Liminalitätstheorien in die Diss mit eingebaut. Unter anderem ist hier Arnold van Gennep und Turner (2004) anzusprechen. Die ›Passage‹ spielt sich demzufolge in drei Schritten ab: »separation, margin (or limen, signifing ›threshold‹ in Latin), and aggregation.«