Hoffmanns Jesuiterkirche

In Die Jesuiterkiche in G. beschreibt E.T.A. Hoffmann wie der Maler Berthold mittels Fackel und Projektion ein planares Raster auf die Kurvatur einer Altarnische überträgt. Durch diese “Brute-Force”-Methode spart er sich eine genaue mathematische Berechnung der notwendigen perspektivischen Verzerrung, sondern löst das geometrische Problem mittels “Raytracing”. Für eine Präsentation habe ich das Prinzip dieser Methode kurz in Blender nachgestellt – deutlich wird, wie stark sich die Rasterlinien teilweise in der Nische verzerren.

Den Punkt, den ich an dieser Stelle aber machen möchte, ist, dass Hoffmann mit der Figur Bertholds keineswegs ein rein mimetisches Abbildungsverfahren thematisiert: Mit den damaligen Medientechniken wäre es zum Beispiel auch möglich gewesen, eine Glasplatte zu bemalen und als ›Dia‹ zu verwenden (siehe Abbildung unten), was eine direkte 1:1-Projektion ermöglichen würde, also eine isomorphe Relation zwischen Ur- und Abbild.

Berthold aber verwendet mit seinen Rasterlinien ein Schattenbild, das sich durch seinen Affordanzcharakter und durch seine Unbestimmtheitsstellen auszeichnet. Analog zum Serapiontischen Prinzip, das Hoffmann in den Serpaions-Brüdern ausbuchstabiert, verhilft Berthold den binären Perspektivlinen zu Farbe, Inkarnation und Ausführung, indem er zwischen den Punkten interpoliert.